Direkt zum Hauptbereich

Posts

Von Hetzern, Brandstiftern und der schweigenden Mehrheit - Höcke, Pegida und der Anschlag auf Henriette Reker

Es ist ein gemütlicher Sonntagabend, man zappt so ein wenig durch das Programm und bleibt als politisch interessierter Mensch einmal mehr auf der ARD hängen. Ich sehe eine Talkrunde, ich sehe Leute in Anzügen. Plötzlich verfällt einer von Ihnen in eine merkwürdige Melancholie, säuselt davon, dass er an diesem historischen Ort in Berlin seine Nationalflagge herausholen wolle. Zuerst denke ich an etwas Zweideutiges, aber Gott sei Dank kramt die Gestalt dann doch „nur“ eine Deutschlandfahne heraus, um sie über seine Sitzlehne zu hängen. Peinliche Stille breitet sich im Studio aus.  Und ich denke mir nur: „Watt?! Hat „Die Anstalt“ eine neue Witzfigur? Oder doch eine Wiederholung der Heute Show?“ Gut, ein Einzelfall ist er nicht, sicherlich haben viele von der AFD eine Fahne…

Die Welt zu Gast bei Freunden? Flüchtlingskrise und die "German Angst"

In eigener Sache - Oder doch mehr? Es fühlt sich gut an diese Zeilen hier zu verfassen. Es hat etwas Meditatives. Sich die Zeit zu nehmen, um etwas zu tun, was einem persönlich etwas gibt. Etwas, das keinen unmittelbaren Zweck erfüllt, für meinen Lebenslauf, meine Vita oder meinen künftigen Werdegang. Es ist, als würde sich ein Kreis um mich schließen, in dem ich für einen Moment allem entkommen kann. Und realisiere, dass ich meiner Umwelt etwas mitzuteilen habe, was ein gewisses Gefühl von Reichtum in mir auslöst. Monatelang herrschte Stille auf meinem Blog, da ich zuletzt eine der stressintensivsten Phasen meines bisherigen Lebens hinter mich gebracht habe. Irgendwie war ich in eben das Hamsterrad geraten, das ich in meinen vorherigen Einträgen stets angeprangert und verteufelt hatte. Die harte Schule des wahren Lebens zeigte mir wie es ist, wenn man sich für einen Billiglohn mit mehreren Jobs abstrampeln muss, um sich über Wasser zu halten. Selbiges stieg in dem Maße immer

Unsere Unfähigkeit zum Mitgefühl - Von Geflüchteten und Ignoranz

Ein großartiges Lied, oder? So schön melodisch, man beginnt unmittelbar mitzusummen. Doch Moment! Habt ihr es jemals ganz bewusst gehört, 2-3 mal hintereinander? Ich finde die Message dieses Songs aus dem Jahr 2005 ist heute, zehn Jahre später, geradezu peinlich aktuell. Das Video dazu wirkt auf mich wie ein Schlag ins Gesicht, wohl nicht zuletzt, weil man sich unweigerlich selbst wiedererkennt. So wie König Boris in Shorts aus seinem warmen Bett steigt, verschlafen die Zeitung holt und am reich gedeckten Frühstückstisch ohne mit der Wimper zu zucken über die Übel dieser Welt liest. Unangenehme Randerscheinungen wie der vorbeifahrende Panzer (in der aktuellen Lage sinnbildlich für die geflüchteten und angefeindeten Menschen in den Auffanglagern der Nachbarschaft) werden durch schließen des Fensters einfach ausgesperrt. Wie lange kann das gut gehen?

Lebensmittelverschwendung und Agrarindustrie - Friss oder stirb!

"Okay, beim ersten Teller noch nicht so zuschlagen. Sonst ist man viel zu schnell satt. Man kann ja mehrmals gehen. Dann kann ich von jedem etwas probieren. Ab geht’s. Ahhh, dieser Duft, zehn Sorten Fleisch in verschiedenen Variationen. Nehm ich die Soße? Oder lieber die!  Am besten beide, nur um sicherzugehen dass ich nicht die schlechtere nehme. Fuck, doch wieder so überladen. Egal, zurück zum Tisch. Mahlende Kiefer. Schlingende Münder. Satt? Ja, jetzt schon irgendwie. Aber ich bekomm' noch was rein, ich muss ja meine 6,90 Euro voll ausschöpfen. Also nochmal, jetzt nehme ich aber wirklich nur das, was mir am besten schmeckt. Und vielleicht noch etwas Suppe… Ein Eis geht immer noch rein. Und vielleicht noch eine von diesen gebackenen Bananen... Der Wahn ist vorbei, das Bewusstsein kommt zurück. Ich fühle mich elend, so voll. So viel frittiertes Fleisch. So viel Fett. Ich schleppe mich raus, meine Körpermitte fleht darum, mich endlich hinzulegen und dem Verdauungskoma

Überflussgesellschaft - Im Würgegriff des Glücks

Liebe Leserinnen und Leser, anfangs muss ich mich an dieser Stelle in aller Form entschuldigen, dass der Textfluss hier auf meinem kleinen Ziehkind in letzter Zeit etwas zum Erliegen gekommen ist. Anlehnend an das Thema Praktika stecke ich nun momentan selbst in einem solchen, und wie Ihr euch sicher denken könnt, ist es als verwöhnter Student gar nicht mal so leicht, sich nach einem richtigen, langen Arbeitstag noch der Muße des Schreibens hinzugeben. Dennoch gebe ich mir natürlich Mühe den kleinen Kreis der Leser, den ich bisher (hoffentlich) gewinnen konnte, weiterhin mit etwas Kost zu versorgen. Bonn ist nun bis Ende Juli meine Basis, wo ich - passend zu meinem Eintrag über Konsumkritik - ein Praktikum beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mache. Was bietet sich also mehr an, als den eingeschlagenen Pfad der Hinterfragung unserer alltäglichen Lebensgewohnheiten noch weiter zu vertiefen? Die kunterbunte Welt des Erwachsenenspiel

Gesetzlicher Mindestlohn für Praktikanten?

Feldpost von der Praktikumsfront: Schwere Verluste an Sachverstand. Hört hört, es bewegt sich was in Deutschland! Ob das jetzt gut ist oder nicht steht allerdings auf einem anderen Blatt, denn die GroKo walzt ungeachtet der Mikro - Opposition so weiter vor sich hin. Platz für sinnvolle Kritik an Gesetzesentwürfen? - Leider nein, leider gar nicht. Die deutsche Antwort auf Gesangsikone Beyoncé, Frau Nahles, hat sich nun mit ihrem Gesetzesentwurf zum Mindestlohn in bester Geberlaune präsentiert - und sogar die armen Praktikanten sollen was von dem warmen Regen abbekommen. Ich höre schon die Korken knallen! Leider sieht es nun so aus, als ob mal wieder - von keinerlei Sachkenntnis getrübt - direkt an dem eigentlichen Problem inklusive an der Realität drauf los reguliert wird. Somit kann nun vielleicht sogar erreicht werden, dass sich die Situation nochmal verschlechtert. Korken also zügig wieder reingestopft!

Wohnungsnot, Getrifizierung und der gute alte soziale Wohnungsbau

Im Osten geht die Sonne auf – Dresden, eine Perle.   Foto: Sniderman, „Dresden bei Nacht“, CC-Lizenz (BY 2.0) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de Alle Bilder stammen aus der kostenlosen Bilddatenbank www.piqs.de Leute, aufgrund von diesem malerischen Eindruck habe ich mich leider mit meinem neuesten Eintrag hier um eine Woche verspätet. Ihr bestaunt das Panorama Dresdens, häufig auch – mit Recht- als Elbflorenz bezeichnet. In dieser wunderschönen 530.000- Einwohner Stadt habe ich mit meiner Freundin ein verlängertes Wochenende verbracht, und ich muss sagen: Ich bin ein wenig verschossen. Nicht wenige unwissende Wessis, zumeist Angehörige der älteren Generationen (Hallo Mum und Dad!) haben ja die ausgefallensten Vorurteile über die wunderschöne östliche Weite unseres Landes auf Lager:      Dunkeldeutschland, ein Ort der Tristesse voller Industrieruinen   Die „Zone“, inzwischen eine einzige riesige Geisterstadt.   „Drüben“ sind se‘ alle faul und